Beobachtungsstuhl selfmade

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Andromedaner
Hey ihr alle :)

Nachdem ich immer mehr zur visuellen Astronomie wechsele, baue ich gerade den Beobachtungsequipment-Haufen etwas aus.

Nachdem ich am 16" Dobson vom Verein gut im stehen beobachten kann und sogar noch kleine Podeste brauche, strengt das gebückte stehen oder knien auf dem nassen Boden am (mittlerweile) eigenem 8" Dobson doch sehr an.

Also muss was zum draufzitzen her :kls:

Eine kurze Recherche bei einer bekannten Internetsuchmaschine brachte so einiges zutage.
Einen Bügelstuhl hatte ich früher schon mal, aber der gefiel mir nicht wegen der fummeligen Höhenverstellung.

Sonst gibts es noch drei Typen von "richtigen" Beobachtungsstühlen:

- Holz Zahnstange zum klappen mit Sitzbrett
- Klappbock mit Sitzbrett
- Metallstangen mit "Gewichtsklemmung"

Wenn man einen kaufen will, muss man mindestens mal um die 150€ hinlegen. Doch durch meinen Beruf habe ich schonmal eine gute Grundlage für einen Selbstbau und Werkzeug ist auch vorhanden (ich darf die Werkstatt mitbenutzen :D)

Nun, ich habe folgende Erwartungen an meinen Stuhl:

- einfache Höhenverstellung ohne fummelige Schrauben
- Material: Holz, da ich damit am besten umgehen kann
- möglichst niedrige Sitzhöhe <30cm (für den 8"er in Horizontnähe)
- wenig Stauraum
- bequem

Das Gewicht ist mir erstmal egal, da ich sowieso meistens mit dem Auto zum Beobachten fahre, aber zu schwer soll er dennoch nicht sein.

Und so hab ich mich dann nach langem Überlegen bei Variante 1 für Variante 2 entschieden. Ist zwar im ersten Moment komplizierter, doch für mich letztendlich einfacher herzustellen, da ich mehr mit der Maschine und Schablone machen kann. Und natürlich ist die Sitzhöhe um einiges tiefer.

Und gestern gings nach Feierabend dann los.

Multiplex zuschneiden, Schablonen basteln und los geht's:

1. Nuten für Sitzbrett fräsen.

2. Nachdem die Kanten der Ausschnitte gerundet waren ging es an die äußere Form, damit das Teil zum einen leichter wird und zum anderen besser aussieht. Mittels Schablone wurde ein Bogen angefräst. Für die Rückseite diente mir dann die fertige Vorderseite als Schablone. Bei dieser Art zu fräsen braucht man einen Fräser mit intigriertem Kopierring. Dann kann man schöne 1:1 Kopien von der Schablone herstellen.

3. Die Rundung an den "Füßen" wurde ebenfalls mittels Schablone gefräst.

4. Zum Schluss wurden noch die Außenkanten gerundet, damit man den Stuhl gut anfassen kann.

Fazit Tag 1: Hier sieht man den größten Fortschritt. Nach 4 Stunden incl. Schablonenbau sind die beiden Teile fertig.


Heute gings dann weiter mit dem Sitzbrett und dem Einlassen der Scharniere. Die Bilder gibts dann Morgen …


Viele Grüße,
Johannes




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Fräsen der Nuten für das Sitzbrett mit Oberfräse und Kopierring

Fräsen der Nuten für das Sitzbrett mit Oberfräse und Kopierring

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Die fertige Vorderseite

Die fertige Vorderseite

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Fräsen des Bogens mittels Schablone

Fräsen des Bogens mittels Schablone
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rund gefräste Kanten

rund gefräste Kanten
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Ergebnis Tag 1

Ergebnis Tag 1

*** ich bin nur ein Platzhalter ***
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Falko ist in der Nutzergruppe 'Administratoren'
Sieht gut aus. Bin wirklich gespannt auf das Endergebnis :up:
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Etz´red i!
Peter Maier ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Super Arbeit, Johannes!  :up:
Könnte doch in Serie gehen!?
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Andromedanerin
Wie war das mit "Bilder gibts morgen"?;)
Die Teile sehen ja mal vielversprechend aus, bin auch gespannt, wie der fertige Stuhl dann aussieht.

Whoopie!  Man, that may have been a small one for Neil,  but that's a long one for me. (Pete Conrad, als er am 19. 11. 1969 den Mond betrat)
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Site staff
Tobi ist in der Nutzergruppe 'Moderatoren'
Sehr schick! Bis wann kann ich meine Bestellung aufgeben und was kostet ein Exemplar?  :up:  :D

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Andromedaner
So, Update.

@ Mary: Alles braucht seine Zeit! Verdammter Freizeitstress ;-)


Das wichtigste vorab: Der Stuhl ist mittlerweile fertig, erfolgreich (auch unter Sternenhimmel) getestet und bei mir sind noch alle Finger dran ^^

Doch der Reihe nach …

Mi, 18.9.
- Sitzbrett zuschneiden (9mm Multiplex), Ecken rund schleifen, Kante runden.
   Das Sitzbrett mit dem Polster ist dabei mit Schlossschrauben auf eine massive Eichenleiste geschraubt. Ein Vorabtest ergab, dass eine durchgehende 18mm Multiplexplatte ohne Stabilisatoren nicht ausreichend stabil gegen Duchbrechen ist.
- Scharniere in die Stuhlhälften einlassen. Hierbei wollte ich die Teile möglichst "tief" zwischen den Seiten haben, wodurch der Zusammenbau erheblich erschwehrt wurde, da man die Seiten nicht mehr als ca. 50° auseinanderklappen kann. Aber irgendwie hat es dann funktioniert.

Zeitaufwand: ca. 2 Stunden mit Zusammenbautest.

Bild

Sitzbrett roh

Sitzbrett roh
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Eingelassene Scharniere auf den Innenseiten

Eingelassene Scharniere auf den Innenseiten


Do, 19.9.
- Schlitze sägen für den Spanngurt (Multimaster mit Anschlagshölzchen)
- alle Teile schleifen (120er Körnung mit dem Exzenter, die Rundungen von Hand mit Körnung 150-180)
- Grundieren mit spezieller farbloser Füllgrundierung. Die verwenden wir sonst für Bad-Waschtischplatten aus Holz oder andere Teile in Feuchträumen.

Alles zusammengerechnet auch ca. 3 Stunden.

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im Lackierraum

im Lackierraum


Freitag ging dann nichts, da hatten wir Betriebsausflug :cool:


Sa, 20.9.
- alle Teile zwischenschleifen (Exzenter mit Körnung 320, von Hand mit Schleifschwamm Körnung 400)
- Ablackieren mit Mattlack
- parallel dazu (in den Trocknungszeiten) beziehen des Sitzpolsters. Das rote Leder habe ich für'n Bier vom Polsterer in Nachbarort bekommen :-)
  Den Schaumstoff hatten wir noch im Lager. Insgesamt sind da jetzt 6cm Schaumstoff und eine Lage Polstervlies drin.
- Endzusammenbauen des Stuhls
- Probesitzen :cool:

Zeit nochmals insgesamt ca. 4 Stunden

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Polster I

Polster I
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Polster II

Polster II
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Gurt

Gurt
Bild

fertig =)

fertig =)




Zeit gesamt ca. 13 Stunden, wobei ich meist nach Feierabend daran gearbeitet habe und Unterbrechngen hatte. Wenn man daran bleibt, schafft man es vielleicht auch in weniger :gruebel:

Material hat mich fast nichts gekostet, da alles Reste waren außer den Scharnieren und den Schrauben.

Schlussendlich kann ich sagen, dass es für mich gelohnt hat selbst zu bauen, da ich die ganze Werkstatt nutzen kann und ich eigentlich nur Reste verarbeitet habe.
Wenn man jedoch die Arbeitszeit und (Normal-) Materialkosten hinzurechnet, kann man sich auch gleich einen fertigen kaufen und ist dann sogar fast noch günstiger. (Serienproduktion, …)
Aber wenn man es selber baut, weiß man immerhin was man hat.

Den ersten Praxistest musste der Stuhl dann noch am selben Abend unter Sternen- und Mondhimmel bestehen.
Funktioniert prima, jedoch neigt er in den unteren Sitzpositionen zum kippen nach vorne, wo man allerdings leicht etwas gegendrücken kann. Bei normalen Höhen ist alles prima.

Bild

im Feld, zwei Tage später

im Feld, zwei Tage später

In diesem Sinne,
bis demnächst.

*** ich bin nur ein Platzhalter ***
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