Anleitung zum Polsucher
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#30744
(In Topic #2723)
Andromedaner
da hat man ihn nun, den neuen Polsucher. Damit man nicht ganz so hilflos dasteht gibt es noch ein Blatt Papier dazu.
Die Anleitung macht Mut, denn sie verspricht, dass auch ein Laie den Umgang damit leicht hinbekommt.
Den Polsucher in die rückwärtige Öffnung der Stunden-Achse gesteckt und arretiert. Jetzt kommt aber schon die erste Frage: ?Muss man da nicht einen bestimmten Winkel einhalten, damit es dann mit den Skalen irgendwie stimmt??
Na gut, darüber denken wir später nach. Jetzt soll man sich ein möglichst weites Objekt (Antennenmast, Kirchturmspitze…) suchen, welches man durch den Polsucher sieht. Entfernung größer 150 Meter. Wird gleich ausprobiert. Leider lässt sich aber die Polhöhe nicht unter 30 Grad drehen und wenn man versucht, da mit dem Stativ nachzuhelfen, gerät man in Gefahr, dass alles umfällt. 150 Meter und 30 Grad, dass ist schon ganz schön hoch. So was habe ich leider nicht in der Umgebung ?
Lange Rede kurzer Sinn, mit der Beschreibung kann man nicht viel anfangen und ist genauso klug wie zuvor.
Aus diesem Grund nachfolgende Beschreibung. Ich beziehe mich hierbei auf dem Polsucher der EQ 5, der, wenn man durchblickt, so aussieht:
(1) Wahrscheinlich liegen die Probleme bei ähnlichen Montierungen in der gleichen Richtung
Dieser Polsucher wird mit einem kleinen Gummiring geliefert, der im montierten Zustand den Drehpunkt bildet. Leider beträgt der Abstand zu den Justierschrauben nur wenige Millimeter. Dadurch wirken sich bereits kleine Änderungen der Schrauben sehr stark auf die Lage aus, so dass die Justierung zum Glücksspiel wird. Da man die Schrauben auch nicht mit der Hand besonders fest ziehen kann, verändert sich die Justierung sehr schnell.
Aus diesem Grunde habe ich den Gummiring entfernt. Das Teil des Polsuchers, welches sich am Ende der Aufnahme befand, habe ich mit Isolierband umwickelt, so dass der Sucher straff in der Hülse sitzt. Damit beträgt der Abstand zwischen Drehpunkt und Justierschrauben fast 3 cm. Die Schrauben habe ich gegen 3 mm Inbusschrauben ausgetauscht. So sieht das jetzt aus:
(2) Nachdem der Polsuche in der Stundenachse montiert wurde, ist der nächste Schritt das Ausrichten des Suchers. Diese hat zum Ziel, dass die Achse des PS parallel zur Stunden-Achse verläuft.
Dazu sucht man sich eine markante Stelle, welche mit dem eingebauten Polsucher zu erreichen ist. Dieses geschieht durch Veränderung der Polhöhe und der Richtung der Monti. Da beide Achsen keinen Abstand zueinander haben, spielt die Entfernung keine Rolle. Man bekommt nur, wenn man zu dicht ist, keine scharfe Abbildung.
Ich habe hier mir eine Häuserkante ausgesucht. Diese bringt man genau in die Bildmitte.
Die Stellung der Anzeige im Polsucher ist dabei nicht von Bedeutung. Dann dreht man die Stunden-Achse um 180 Grad. Die gemerkte Stelle wird mit großer Sicherheit aus dem Zentrum auswandern:
Jetzt verstellt man den PS mit Hilfe der Justierschrauben so, dass der gemerkte Punkt (in diesem Fall die Hausecke) 50 % der Abweichung zum Zentrum wandert:
Mit Hilfe der Polhöhe und Richtungsänderung der Monti den Punkt wieder ins Zentrum bringen und den Vorgang so lange wiederholen, bis der Punkt bei der Drehung der RA Achse genau in den Mitte bleibt.
Die Justierschrauben gefühlvoll festziehen (dabei kontrollieren, dass die Ausrichtung des PS sich nicht verändert).
Damit ist der Einbau des PS erst einmal abgeschlossen.
(3) Nun steht aber Polaris nicht genau am Himmelspol, sondern umkreist ihn in knapp 24 Stunden einmal. Dadurch steht er an verschiedenen Tagen zur gleichen Uhrzeit an verschiedenen Positionen. Nachfolgend beschreibe ich zwei Möglichkeiten den Standort von Polaris zu bestimmen. Bei der ersten Methode benötigt man eine drehbare Sternenkarte (oder die Sternzeit), bei der zweiten Methode wird der Polsucher in einen zu den Skalen definierten Zustand gebracht, so dass man nur das Datum und die Urzeit einstellen muss.
Beide Verfahren beruhen darauf, dass Polaris dann genau im Süden steht, wenn die Sternzeit (des betreffenden Beobachtungsortes) gleich seiner Rektaszension (RA) ist. Beim Scheinern spielt die genaue Lage des Polkopfes, insofern man die Monti noch genau ausgerichtet bekommt, keine Rolle. Bei dem hier beschriebenen Verfahren sollte sie jedoch gerade stehen.
Entweder die Monti hat eine genau gehende Libelle oder man richtet das Stativ wie folgt aus:
(4) Zuerst bringt man das Stativ in der Ost-West-Richtung in die Wagerechte:
Danach richtet man die Nord-Süd-Richtung aus.
Danach wird die Monti wieder auf das Stativ gesetzt.
(5) Ausrichten des Polsuchers mit Hilfe der Sternzeit:
(6) Mit der Polhöhe und der Richtungsänderung der Monti richtet man sie so aus, das Polaris genau in der Mitte des PS steht:
Durch Veränderung der Polhöhe verschiebt man Polaris nach unten genau auf den Kreis.
Jetzt wird die Stunden-Achse so gedreht, dass Polaris in den kleinen Kreis kommt.
Jetzt steht der Polsucher und Polaris so, als wären RA von Polaris und Sternzeit gleich. Nach 6 Stunden wäre er 90 Grad gegen den Urzeigersinn gewandert.
Nachfolgende Bilder zeigen die Stellung bei einer Differenz von 0 Stunden, 6 Stunden, 12 Stunden und 18 Stunden.
(8) Um die genaue Stellung zu finden, benötigen wir also die Sternzeit. Diese kann man relativ leicht mit Hilfe einer drehbaren Sternkarte ermitteln. Man stellt Datum und Uhrzeit (Sommerzeit beachten) ein und kann im Süden die Sternzeit ablesen.
Ich habe mir dazu auf meiner Sternkarte zwei Zeiger aufgeklebt.
Der eine Zeiger (A) zeigt die Sternzeit an. Der zweite die Differenz zwischen Sternzeit und RA von Polaris und somit die Zeit, welche seit dem letzten ?Süddurchgang? von Polaris vergangen ist
(8) Soweit zur Theorie, wie wird es in der Praxis umgesetzt.
Zuerst wird der Polsucher wie in (6) beschrieben ausgerichtet. Danach die Zeitdauer seit dem letzten Süddurchgang (→ (8)) bestimmt und die Stunden-Achse mit Hilfe der Skalen um diesen Betrag entgegen der Urzeigerrichtung gedreht.
Dann wird die Monti mit Polhöhe und Richtung so verändert, dass Polaris in seinem Kreis ist.
(9) Ausrichtung des Polsuchers mit Hilfe der Datumsskalen.
(10) Zuerst muss man dabei ermitteln, an welchem Datum Polaris um Mitternacht genau im Süden steht. Für meinen Standort ist das der 30. November (plus minus ein Tag bedingt durch Schaltjahre)
Danach wird der Polsucher wieder so eingestellt wie schon mal in (4) und (6) beschrieben. Allerdings benötigt man hierbei nicht unbedingt den Polaris, eine markante Stelle in der Umgebung reicht aus. Wichtig ist, dass danach die Markierung für Polaris genau senkrecht unter dem Kreuz steht.
Damit haben wir den Polsucher in einer definierten Stellung und können die Skalen danach ausrichten.
(11) Als nächstes werden die beiden Überwurfmuttern ( siehe 1 in nachfolgender Abbildung) gelockert. Diese sind aber mit jeweils zwei Madenschrauben gesichert, die natürlich erst etwas raus gedreht werden müssen. Bei der ganzen Aktion darf natürlich die Stunden-Achse wie auch der Polsucher nicht verdreht werden. Ist man sich nicht sicher Aktion (10) wiederholen.
Danach wird die Null (in der Abbildung die 3) genau auf die Null der kleinen mit RA beschrifteten Skale gedreht. Danach die Datumsskala (in der Abbildung die 2) mit dem ermittelten Datum (Mitternacht = Süden) auf Null der Zeitskala (das war die 3) gestellt.
Durch Festziehen der Überwurfmuttern wird jetzt die Datumsskala zum Lage des Polsucher fixiert.
(12) Jetzt zur Praxis am Abend. Die Monti wird wieder grob nach Norden ausgerichtet und gerade aufgestellt. Am Polsucher verdreht man nun die Zeitskala zur Datumsskala so, dass die Null und das aktuelle Datum übereinstimmen. Danach wird die Stunden-Achse so gedreht, dass die aktuelle Urzeit auf der Zeitskala (das ist die untere der beiden Skalen von (3) ) genau auf der Null der kleinen RA-Skala steht. Damit ist der Polsucher ausgerichtet.
Auf dem Beispielbild ist es 22 Uhr am 01.09.
(13) Allerdings hat die Sache noch einen Haken. Bei meiner EQ 5 ließ sich das im Originalzustand nicht so machen. Das klemmte alles etwas und die Zeitskala konnte man nicht in einer beliebigen Stellung zur RA Achse fixieren. Da waren erst kleine Bastelarbeiten nötig. Das muss jeder sehen, was er dementsprechend an seiner Monti verändern muss.
(14) Es ist zweckmäßig für den Polsucher eine Beleuchtung zu bauen. Ich habe das für meine Monti wie folgt gelöst:
HUK
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