Hallo Zusammen,

so langsam wird es mir echt zu doof… Astrofotografie ist ja schön und gut, aber auch nur dann, wenn man brauchbare Ergebnisse bekommt.

Alles fing am 13. April an, als ich zusammen mit Johannes zum SATT in Rheinland-Pfalz gefahren bin. Schönes Wetter, super Nächte… aber ja, ich habe nicht einmal eine einzige Astroaufnahme in diesen zwei Nächten hinbekommen! Schon am ersten Abend streikte mein Schlepptop, nachdem es mich über das Stromversorgungskabel geworfen hat. Am zweiten Tag wurde das Kabel repariert und der Laptop lief in der Nacht - aber immer nur mal wieder für einige Minuten. Irgendwann wollte das Drecksding gar nicht mehr. Daheim über die ganz normale Steckdosenstromversorgung getestet: Super, läuft!

Ich war nach dem SATT so gefrustet und hatte schon den engeren Kreis von den Astrofotografen unserer Sternwarte angeschrieben und bot meine komplette fotografische Ausrüstung inkl. Montierung zum Verkauf… ich wurde aber noch einmal dazu überredet, es mir noch einmal zu überdenken.

Gestern Abend, eine Woche nach dem SATT waren wir (Johannes und ich) mit zwei weiteren Sternfreunden beobachten… ich hatte dieses Mal einen Spannungswandler von 12 auf 230V dabei, um über das normale Netzteil den Laptop zu verwenden. Lief auch bis auf drei unerklärliche Stromausfälle gut, doch irgendwann war Feierabend und der Laptop streikte…
Alles was ich hinbekommen habe ist ein verdammtes Bild vom Nordamerikanebel, mehr war nicht drin - und für das bin ich von gestern Abend bis heute morgen um 5 Uhr wach gewesen .

Seit ich wach bin schraube ich am Laptop herum und versuche ihn zum Laufen zu bekommen, aber der hat wohl das Zeitliche gesegnet. D.h. ich muss mir einen neuen Schlepptop besorgen, falls ich noch großartig Astrofotos machen will…

Leute, ich bin jetzt echt mal wieder soweit meinen Krempel bis auf den Okularkoffer zu verscherbeln…

Viele Grüße und stresslose klare Nächte wünscht,
Tobi

AW: Astrofotofrust

Lieber Tobi,

ich hab´s selbst auch schon öfter erfahren müssen - Natur und Elektronik vertragen sich einfach nicht… in der Natur kommt all das vor, was Computer und Elektronik gar nicht mögen: Kälte, Feuchte, Staub…. mal streikt der Akku, mal stürzt der Laptop ab - oder auch mal sie supermoderne High-Tech-Montierung…

Wo bleibt bei all dem Ärger, Stress und Aufwand mit der Technik eigentlich noch die Zeit, den schönen Nachthimmel zu genießen?
Wo bleibt Spaß??

Ich habe z.B. immer noch das Problem, dass meine Computersteuerung sich einfach nicht mit dem Spannungswandler an meinem Auto verträgt und mir ständig die Sicherung durchbrennt. Vielleicht würde es helfen, einfach einen neuen Spannungswandler zu besorgen, aber inzwischen habe ich mich irgendwie schon daran gewöhnt, ohne Strom und diesen ganzen Krimskrams auszukommen - und ich muss sagen, ich vermisse es KEIN BISSCHEN!
Was gibt es schöneres als einfach irgendwo in die Natur hinauszufahren, sein Teleskop hinzustellen, ein Okular einzulegen und zu beobachten? Kein Strom, keine Kabel, keine stimmungskillenden Motorengeräusche, keine lästige 2-Sterne-Initialisierung….

Das Leben kann sooo einfach sein!

Wer hätte gedacht, dass ich meine Objekte jemals wieder mit Hilfe von Sternkarten und "Starhopping" aufsuche… Ja, ich fange auch wieder an, den Himmel näher kennenzulernen und ich schaue mir die Objekte, die ich selbst gefunden habe, auch viel genauer an und erkenne dadurch auch mehr, weil ich mir einfach Zeit dafür nehme und nicht wie sonst auf´s Knöpfchen drücke und zum nächsten Objekt fahre.
Das Einzige, was ich manchmal ein bisschen vermisse, ist die elektrische Nachführung…aber auch das bekommt man gut in den Griff (die Dobson-Leute können das bestätigen).

Mein Erfolgsrezept für eine gemütliche, entspannte und romantische Beobachtungsnacht:
- kein Strom
- kein Laptop
- keine Kamera


Und, Tobi - vielleicht auch nicht immer mit so vielen Zielen und mit so viel Ernst an die Sache herangehen. Vielleicht auch einfach mal ganz spontan ohne genaues Ziel und Plan hinausfahren. Oft hat man in genau solchen Nächten die tollsten Erlebnisse.

Grüße,
Peter

AW: Astrofotofrust

Hallo Peter,

Peter Maier;108493 hat gesagt

Wo bleibt bei all dem Ärger, Stress und Aufwand mit der Technik eigentlich noch die Zeit, den schönen Nachthimmel zu genießen?
Wo bleibt Spaß??

All die Fragen habe ich mir in den letzten klaren Nächten auch gestellt.

Und, Tobi - vielleicht auch nicht immer mit so vielen Zielen und mit so viel Ernst an die Sache herangehen. Vielleicht auch einfach mal ganz spontan ohne genaues Ziel und Plan hinausfahren.

Ich fahre nie mit genauem Plan oder Ziel raus und sage mir: "Das und jenes und dieses Objekt muss ich unbedingt fotografieren!"
Ich bin spontan wenn es um Astrofotos geht. Ich schaue nach oben, sehe ein Sternbild und gehe innerlich die in Frage kommenden Objekte durch - bis ich ein Objekt habe, was mich interessiert.


Danke, Peter! Ich glaube ich habe mich jetzt entschieden! Nämlich zur Fotografie…

…Fotografie mit Augen, Papier und Bleistift

btw: Den 12" Dobsonbau hab ich ja zeitlich total klasse in die Verwirklichungsphase gebracht. Das Ding ist fast spechtelready


Viele Grüße,
Tobi

AW: Astrofotofrust

Tobias Dietrich;108494 hat gesagt

…Fotografie mit Augen, Papier und Bleistift

Genau dazu wollte ich was antworten und lese nun deine eigene Entscheidung. Und ich finde sie gut. Meine Meinung zur Astrofotografie kennst du sowieso und richtig faszinierend ist doch nur die Beobachtung selbst, wenn man draußen steht, den Himmel über sich hat und einfach nur schaut. Das ist für mich auch Astronomie - aber das ist sowieso Ansichtssache.
Und dann kommt noch was Schönes dazu: Zeichnen! Wenn du die Dinge so festhältst, hast du sicher mehr davon, als ein Foto zu bearbeiten. Okay, das ist auch Ansichtssache, aber meiner Meinung nach viel beeindruckender.
Ich persönlich finde Zeichnungen viel aussagekräftiger und spannender, denn die vermitteln den Eindruck, den jemand beim Spechteln hatte, und nicht eine Fotografie. Da sieht man Dinge, die man mit den Augen nicht mal erahnen kann und das mag zwar auch schön sein (das bezweifle ich auf keinen Fall), aber für die richtige Astronomie als Beobachten finde ich sie einfach nicht ganz passend.

So viel dazu .
Dein neuer Dobson bietet sicher die idealen Voraussetzungen für eine neue Zeichenära und wenn du das genauso gut machst wie die Astrofotografie, können wir uns sicher auf tolle Zeichnungen freuen.

Ich bin gespannt, ob deine Entscheidung endgültig ist .

Liebe Grüße,
Sabine

AW: Astrofotofrust

Hallo Tobi,

wenn du nun wirklich zu den Leute mit Papier, Bleistift und dem "richtigen Blick" überwechselst, wird mir irgendwas in diesem Forum fehlen. Wie sehr habe ich doch immer deine Aufnahmen bewundert und davon geträumt einmal selbst solche Fotos zu realisieren. Wenn man natürlich hinaus ins dunkle fährt und es geht schief, was nur schief gehen kann, dann macht das alles natürlich keinen Spaß mehr. Entweder man versucht die Probleme zu beheben oder fängt eben mit der visuellen Beobachtung an. Das ist unbestritten sehr entspannend  Die Entscheidung liegt nun bei dir.

Liebe Grüße
Falko

AW: Astrofotofrust

Hallo Tobi,
es ist wirklich schade, wenn einfach nichts klappen will. Kann gut verstehen, dass du dann keine Lust mehr hast. Mach doch einfach mal Pause, vielleicht sieht es in ein paar Monaten wieder ganz anders aus. Derweil hast du ja deinen tollen 12" Dobs und kannst mal wieder richtig gemütlich spechteln und zeichnen

Gruß Sabrina

AW: Astrofotofrust

Hallo Tobi,

deine Fotos sind atemberaubend. Wenn Ich du wäre würde ich nicht gleich alles Verkaufen. Aber es ist deine Entscheidung. Du hast viele geniale Bilder gemacht. Du bist eigendlich so gut wie am Ziel angekommen. Es gibt sicher noch viel was man besser machen könnte aber deine Bilder sind echt der Wahnsinn…

Du sagtest um bessere Bilder zu machen sollte Ich persöhnlich weiter Geld in meine Ausrüstung stecken. Aber da gehts mir so wie dir gerade. Das will ich gar nicht. Meine Bilder sind zwar nicht so genial wie deine aber mir reichen sie. Ich beobachte momentan lieber wie das ich fotografiere…

Langsam verliere auch ich das Interesse an der Fotografie und beobachte lieber visuell mehr . Ich habe mehr erreicht als ich eigendlich wollte. Ich habe fast alle Planeten erwischt konnte die Sonne super fotografieren auch ein paar Nebel und Sternbilder vom Mond gar nicht zu reden. Das reicht ich bewege mich momentan auf dem gleichen Fleck und werde es nun gut sein lassen. Nun will ich nur noch in der Jugendgruppe den jüngeren das beibringen  was ich bereits gerlernt habe…

Sollten sie mehr wissen wollen schick ich Sie zu dir

Gruß,
Martin

P.S: *piep* (Edit von Tobi) hat nun mehr Chancen zu gewinnen wenn er es je schaffen wird mit seiner 6000 Euro Kamera besser Bilder hinzubekommen. Außerdem wird er nie Mr. Nagel sein

AW: Astrofotofrust

Bei einem weiteren Zeichner sage ich natürlich nicht nein, aber so romantisch ist das nun auch wieder nicht

Da gibt es auch diese Nächte, in denen einfach nichts gelingen will, man nicht das erreicht, was man sich vorgenommen hat etc…
Und die herausforderungen an den eigenen Körper sind natürlich größer. Immer schön warm, kein hunger, kein durst und so ein zeug, für optimale Ergebnisse…
Auch visuelles Beobachten und vor allem zeichnen ist arbeit

Aber eins muss ich jetzt schon sagen: Wehe, du hängst das Fotografieren ganz an den Nagel!
Irgendwann packt dich bestimmt wieder die Lust, wenn man so tolle Bilder gemacht hat, dann bleibt da einfach was hängen.
Versuch dich jetzt doch einfach ein paar Monate am Zeichnen, dann kannst du auch wieder am Fotografieren Spaß haben. Ist so wie ein kleiner Tapetenwechsel.

Gruß,
Christian

PS: Das wichtigste hat Peter ja schon gesagt. In erster Linie sollte astronomie Spaß machen!

AW: Astrofotofrust

Bei all den Umständen, den die Astrofotografie vielleicht mit sich bringt - ganz würde ich die Flinte doch nicht ins Korn werfen… erst recht nicht, wenn ich schon solche Ergebnisse zustande bekommen hätte, wie Tobi sie uns schon mehrfach hier präsentiert hat. Schließlich zeugt es nicht von Unfähigkeit oder Unbegabtheit, seine eigene Arbeit kritisch zu beurteilen, sondern von der Fähigkeit, seine Fehler zu erkennen und sich zu verbessern. Für mich selbst gäbe es nichts schlimmeres als von vornherein beste Arbeit zu leisten, an der niemand etwas auszusetzen hat. Denn dann kann nichts mehr neues dazulernen oder mich verbessern. Jede Verbesserung ist für mich ein Fortschritt, den ich brauche, um weiter motiviert zu werden.
Wenn es mal eine Zeit lang nicht so läuft wie man es sich wünscht, dann kann man ja immer eine Pause einlegen und sich zur Abwechslung vielleicht auf etwas anderes konzentrieren. In Tobis Fall gibt es doch noch so viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten… ich denke da z.B. an sein Selbstbauprojekt, an visuelles Beobachten…

Lange Rede, kurzer Sinn - Tobi hat schon viele tolle Aufnahmen gemacht, wie ich finde. Und die Fehler, die er daran sieht, sehen andere vielleicht weniger oder kaum. Jedenfalls sollte das kein Grund sein, alles für immer hinzuschmeißen. Man kann es ja irgendwann mal wieder probieren, wenn einem wieder danach ist…
Spaß sollte es halt immer machen - das ist das Wichtigste.

Peter

AW: Astrofotofrust

Hallo Zusammen,

schade hin oder her wenn ich keine Deep Sky-Fotos mehr abliefere, aber wenn einfach das Verhältnis zwischen Zeitaufwand und dem Ergebnis nicht mehr passt und dazu einem der ganze Laptop abraucht hätte jeder mal irgendwann die Schnauze voll. Vielleicht habe ich bisher mit meinem Equipment bessere Aufnahmen gemacht als andere Leute mit eine "richtigen" Ausrüstung - vielleicht auch aber nicht. Ich trauere der Geschichte nicht hinterher. Ich habe mich über meine Astroaufnahmen immer sehr gefreut und war stolz darauf, aber es steckte immer ein sehr riesiger Aufwand hinter den Aufnahmen - teils mehrere Stunden Belichtungszeit, mehrere Stunden Bildbearbeitungszeit, uswusf..
Ich möchte die Nächte einfach intensiver nutzen. Klare Nächte sind selten, seltener sind die mondlosen klaren Nächte, aber am seltesten sind die mondlosen klaren Nächte, in welchen ich Zeit zum Beobachten habe! Wenn ich mich erst stundenlang mit Laptop, Nachführung und Co. ärgern muss, lohnt sich in meinen Augen die Geschichte nicht mehr. In euren vielleicht schon, aber in meinen eben nicht. "Irgendwann" (wenn ich genügend Kohle habe ) stelle ich mir dann eine Rolldachhütte in den Garten mit einer stationärer Montierung und ordentlichem Astrographen und Kamera drauf… Ärger gibts dann immer noch wegen der Technik, aber wer weiß wie der Technikstand in 20 Jahren ausschaut .

Übrigens: Ganz die Astrofotografie aufgeben will ich nicht. Webcam und die Filter, Adapter, etc. werde ich behalten und nun öfters bei Lust und Laune am C11 in der Sternwarte auf Planetenjagd gehen.
Eine DSLR werde ich mir auch wieder holen - wohl eine 350D - und damit mehr in Richtung Stimmungsaufnahmen arbeiten.

Ein Zurück gibt es nicht mehr. Meine beiden Teleskope sind bereits schon verkauft.

Viele Grüße,
Tobi

AW: Astrofotofrust

Hallo Zusammen,

mich hat es doch wieder gepackt… ist eben doch eine harte Droge!

Mein 8" Newton und der Pentax 75 SDHF sind leider schon verkauft, aber Ersatz ist bereits bestellt .
Ich habe am 1. Mai meine EQ-6 fast komplett zerlegt und das Schneckenspiel frisch eingestellt, was mir bei Autoguidingtests am Abend des 1. Mai neue Hoffnungen machte. Den Rahmen von +-2 Bogensekunden übersprang die Autoguidinggeschichte selten und wenn, dann waren Windböen daran schuld (in DEC drückte es mir so mal kurzzeitig 6" deswegen rein).

Ansonsten lief alles gut und daher werde ich wieder einsteigen. Seitdem ich meine EQ-6 zerlegt habe, verstehe ich mich mit ihr wieder besser .
Als neues Hauptinstrument wird ein 200/1000 GSO Newton mit Crayford und 1:10 Untersetzung sowie ein 4" Orion-Maksutov als Leitrohr (102/1300) zum Einsatz kommen. Den 4" Mak habe ich mir gebraucht günstig geangelt und den GSO Newton werde ich nächste oder übernächste Woche bekommen, da es eine handselektierte Optik sein wird (dafür warte ich gerne ein paar Tage mehr ).
Den tollen Vereinsnewton - ein 8" f/4 Vixen mit genialer Optik - muss ich wieder abgeben, da er verkauft wird. Wir möchten in der Sternwarte eventuell auf meinen Vorschlag hin auf 14" Öffnung und neue Okulare aufrüsten .

Tja, so viel zu meinen kurzfristigen Plänen.

Viele Grüße,
Tobi

AW: Astrofotofrust

Tobias Dietrich;108691 hat gesagt

mich hat es doch wieder gepackt… ist eben doch eine harte Droge!

Das is unser Tobi Du gibst halt nie auf

Wow, sogar ein handselektiertes Teil, nicht schlecht

AW: Astrofotofrust

Super  Das hätte mich auch schwer gewundert, wenn unser Tobi auf einmal völlig aufs Fotografieren verzichtet  Ich freue mich schon auf die hoffentlich bald neuen und guten Fotos.

Gruß
Falko