Moin Leutz,

Von der AME am 16 September hab ich mir zwei kleine Filterchen mit nach Hause genommen. Zum einen den Astronomik UHC, den ich schon auf dem Androtreff ausprobiert habe und von dessen leistung ich mehr als angetan war, und den Astronomik OIII. Von OIII-Filtern wird zwar oft behauptet, dass sie nichts für kleine Teleskopöffnungen sind, aber trotzdem reizte mich die frage, ob sich so ein Kauf dennoch lohnt.

Ach ja, bevor ich's vergesse: Der neue Dobson-Signierte Karkoschka hat mich natürlich auch begleitet. Ich hatte keine Ahnung wie extrem nützlich dieses kleine Büchlein ist, wirklich nur zu empfehlen

Ok, weiter gehts. Mit meiner nun erweiterten Ausrüstung hab ich mich die letzten zwei Nächte vors Teleskop gesetzt und ein bisschen rumexperimentiert.Dabei hatte ich auch notgedrungen meine neue, noch  nicht ganz funktionierende nachführung im einsatz. So ne elektrische Nachführung ist schon was tolles. Man kann einfach viel entspannter beobachten, und kann sich auch bei hohen vergrößerungen erlauben Filter oder Okulare zu wechseln, ohne danach das Objekt neu einstellen zu müssen. Di meisten kennen das wahrscheinlich schon, aber wenn man fast 5 Jahre von Hand nachgeführt hat ist sowas schon was besonderes.

OK, was hab ich mir jetzt angeguckt?
Natürlich erstmal ein paar Nebel um die Filter zu testen. leider waren keine großflächigen PN's in meinem sichtfeld, so dass ich den OIII nich an diesen, für den Filter eigentlich optimalen Objekten zu testen konnte. Nebenbei hab ich noch ein paar Skitzen angefertigt, die ihr demnächst zu gesicht bekommen werdet.

Folgende Beobachtungen wurden während der letzten beiden Nächte durchgeführt:

Cirrusnebel-Sturmvogel NGC 6960:
Ohne Filter ist kaum etwas von dem Nebel zu sehen. Nur die hellsten Bereiche lassen sich erahnen. Wenn man den UHC einschraubt verändert sich das Bild sofort. Der südliche Teil des Nebels erscheint klar erkennbar über die ganze länge. Auch im Nördlichen Bereich lässt sich nun etwas erkennen. Ohne Filter hat man hier nichts gesehen. Mit dem OIII wird der Anblick noch einen Tick besser, was aber nur in der Detailbeobachtung so richtig auffällt. Der südliche bereich steht hell im Bildfeld, und beim Nördlichen zeigt sich nun deutlich die Aufgabelung. Klasse Anblick. Hier zeigt sich wundervoll die wirkungsweise der Filter. Quasi von Null auf 100

Cirrusnebel-Knochenhand NGC 6992:
Dieser Bereich des Cirrusnebels lässt sich auch schon ohne Filter als schwaches Objekt ausmachen. Details sieht man aber nicht wirklich. Im UHC wieder das selbe Bild wie bei NGC 6960. Der Nebel steht wundervoll im Bild. Überall lassen sich hellere und dunklere Breeiche erkennen, Knoten und "Nebelschwaden". Trotz der 5" wird man von der Detailfülle umgeworfen. Im OIII zeigt sich wieder nur eine schwache verbesserung, allerdings merkt man, dass beim Nebel nun verschiedene Detail anders wirken, was darauf zurückzuführen ist, dass jetzt nur noch OII Licht zum Auge gelangt.

Nach diesen bekannten Objekten wirds exotischer:

NGC 1419
Ein kleiner Emmissionsnebel im Perseus. Ohne Filter ist nur ein sehr schwaches leuchten zu erkennen. An sich kaum der rede wert. Hohe vergrößerungen scheitern an der geringen helligkeit und der geringen größe des Objekts. Im UHC wird die sache interessanter. Der Nebelkomplex ist deutlich zu erkennen. Nach etwas "einarbeitungszeit" zeigt sich dann die wahre Natur des Nebels. Trotz des Anfangs langweiligen Anblicks enthüllen sich nun im UHC einzelne Details. Welche Verrate ich nicht, dazu gibts nämlich Bald ne kleine Zeichnung. Auf jeden Fall kiann ich diesen Nebel wirklich nur jedem empfehlen
Ein klasse Teil. Ach ja, den OIII hab ich sein lassen, da der das Bild zu sehr abgedunkelt hat. Hier also unbrauchbar!

NGC 281
Dürfte den Fotografen vom Treffen teilweise noch bekannt sein .
Dieser kleine Nebel ligt in der Cassiopeia. Auch hier lässt sich von Anfang an ein nebliges, schwaches Objekt erkennen, allerdings ohne interessante Details. Mit dem UHC wirkt der Nebel deutlich heller und größer. Großartige und Aufregende Detail lassen sich zwar nicht Blicken, der Nebel macht aber ein tolles Bild, eingebetteten zwischen den sternen. Ein interessantes Bild für Beobachter mit UHC. Auf jeden Fall zu empfehlen. Den OIII hab ich bei dem roten Teil erst garnicht probiert…

NGC 1913:
Ein kleiner Nebel im Fuhrmann. Das Teil ist ziemlich kompakt, aber trotzdem auch ohne Filter recht auffällig. Im Filter selbst wirkt der Nebel zwar heller, aber nicht unbedingt spektakulär. Dafür müsste man höher vergrößern.

Noch ein schmankerl am Morgenhimmel:
M42/43
Eigentlich ohne Worte zu erklären. In beiden Filtern ein umwerfendes Bild, auch wenn sich die Details wieder leicht unterscheiden. Welches Bild besser wirkt kann man nicht richtig beurteilen.

Der Flammennebel weiter oben lässt allerdings nicht viel von sich sehen. Auch der UHC bringt so gut wie gar nichts. Die vertragen sich irgedwie nicht richtig, naja, die Morgendämmerung beginnt aber auch schon.

Also noch schnell den Rosettennebel. Ohne Filter ist hier Definitiv nichts mehr sichtbar. Im UHC taucht noch die hellere Nordseite des Nebels schwach und großflächig auf. Allerdings sollte man bei dem Teil schwächer vergrößern, was ich ausrüstungstechnisch aber leider nicht hin bekomme

Noch ein paar nicht Nebel beobachtungen:

M74
Nuja, was soll man sagen…
ziemlich schwach und unspektakulär…
Hab aber trotzdem eine skitze gezeichnet um die Galaxie von meiner Messier-Liste streichen zu können.

Eine beobachtung auf die ich schon eher stolz bin:


A54


A-Watt?


keine Sorge, ist nichts giftiges, aber ich war auch ne ganz schöne Weile in der Andromedagalaxie unterwegs (Ja, da kommt ne Zeichnung), und dabei ist mir dieser kleine Fleck aufgefallen. Nuja, was soll man sagen, ich hab meinen zweiten Offenen Sternhaufen in der Andromeda beobachtet. Bin schon Stolz drauf, weil ich das teil eigenständig gefunden hab.
Ist bei Zeichnungen immer so ein Kick, wenn man überall Detail einzeichnet, die man gerade nich so richtig Deutlich gesehen hat und von denen man nicht ganau weis was man davon halten soll. Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass sämtlich gesehenen Details, auch wenn sie noch so schwach und undeutlich sind mit realen Detail übereinstimmen (Und das haben sie bis jetzt immer), ist das schon ne bestätigung der eigenen beobachterischen Fähigkeiten. Und A54 war so ne beobachtung.
Auch wenns ein total unspektakuläres Objekt an der Wahrnehmungsgrenze ist, sind solche Beobachtungen die, an die ich mich am liebsten erinnere.

OK, zu viel geredet. Das waren jetzt meine beiden letzten Nächte, die ich mit chronischem Schlafmangel im Unterricht bezahlt habe

Was kann man als Fazit sagen?

Der UHC schlägt ein wie ne Bombe! Den Filter will ich nicht mehr missen und kann in jedem nur ans Herz legen.

Beim OIII ist die sache schwieriger. Ich konnte ihn zwar nur an wenigen Objekten Testen, aber denoch hat er da doch überzeugt, wenn auch nur knapp. Wie gesagt, seine theoretische stärke (großflächige PN's ) konnte ich nicht testen, obwohl ich mir da gute ergebnisse verspreche. Wer perfektionist ist, wird mit diesem Filter jedenfalls auch unterhalb von 8" glücklich.

Eine stärke die ich beobachtet habe, sind die Unterschiedlichen Detailwahrnehmungen zwischen UHC und OIII. Eine detailierte untersuchung eines entsprechend passenden Objekts mit beiden Filtern sollte doch interessante ergebnisse liefern, auch wenn man dazu wirklich sauber beobachten müsste. Wer ich jedenfalls mal probieren.

Bei großen teleskopen wäre es interessant die unterschiedliche Wirkung zwischen UHC, OIII und Hß zu untersuchen. Da sollten wirklich interessante Ergebnisse rauskommen. Wenn jemand genug Zeit und die nötige Ausrüstung bzw. das Kleingeld mitbringt…
Auch Fotografisch stelle ich mir das als ein Anspruchsvolles und äußerst interessantes Projekt vor. Auf dem Treffen waren die unterschiede Von Tobis Cirrusnebel einmal mit modifizierter und dann mit unmodifizierter EOS schon deutlich sichtbar. Würde mich wirklich mal interessieren.

Persönliches Fazit: Für mich hat sich der Kauf eindeutig gelohnt. Filter sind ne echt tolle sache  

Am ende möchte ich mich bei denen bedanken, die den gesamten text hier jetzt durchgelesen haben, und bei denen entschuldigen, denen er zu groß war

Gruß and CS,

Christian

AW: UHC - OIII Test

Ja! Eindeutig zu groß! Nein, Spaß natürlich. Danke für deinen ausführlichen Bericht und jetzt weiß ich, was ich mir mit etwas mehr Öffnung auch noch zulegen werde…
Sabrina

AW: UHC - OIII Test

Gratuliere zu A54! Ich bin ja ein Freund von exotischen Objekten - super Sache, freu mich auf die Zeichnung!

AW: UHC - OIII Test

Vielen Dank für den grandiosen Testbericht

Ich glaube ich hole mir demnächst auch nochmal den UHC von der Sternwarte

Mein Dobson-Karkoschka hatte auf dem BTM sein First-Gebrauch

AW: UHC - OIII Test

Freut mich, dass der Bericht doch gerne gelesen wurde.

Filter sind schon tolle dinger, und der Karkoschka erst

Gruß,
Christian

PS: Vieleicht könnte man das ganze zu Teleskop/Zubehör verschieben?
      Passt dort irgendwie besser hin.

AW: UHC - OIII Test

Hi Christian,

echt ein super Beobachtungsbericht! Der UHC-OIII-Vergleich sollte später unbedingt auf unsere Homepage…

Ein Objekt, das sich für den Filtervergleich auch sehr lohnt, ist der Schwanennebel M17 im Schützen. Ein wunderschönes, detailreiches Objekt. Kommt meiner Meinung nach am besten im UHC.

Gruß,
Peter