Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
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#11120
(In Topic #1032)
Etz´red i!
gestern Abend besuchte ich mit einem Freund ein "INI.TUM Kolloquium" des Audiforums Ingolstadt, bei dem diesmal ein besonders prominenter Referent sprach: Prof. Dr. Ulrich Walter von der TU München (Lehrstuhl für Raumfahrttechnik), der im Mai 1993 als deutscher Astronaut mit der D2-Shuttlemission 10 Tage lang im Erdorbit flog.
Thema des Vortrags war: "Was zum Teufel machen Astronauten im Himmel?"
Es wird ja immer viel über den Sinn und Unsinn der Wissenschaft im All, deren Nutzen und Folgen für die Allgemeinheit diskutiert, aber nur die wenigsten wissen genau, wie der Alltag und die Arbeit eines Astronauten aussehen. Dabei sind die Fragen, die sich stellen, oft genauso einfach wie faszinierend: "Was ist das für ein Gefühl, schwerelos zu sein?", "Brennt eine Kerze in der Schwerelosigkeit?", "Kann Wasser in der Schwerelosigkeit kochen?", "Woher wissen Pilse im All, wo oben ist?" und nicht zuletzt "Macht die Raumfahrt Astronauten jünger?" (das berühmte Zwillingsparadox…)
Diese und viele Fragen mehr beantwortete Astronaut Ulrich Walter sowohl mit spürbarer wissenschaftlicher Kompetenz als auch mit viel Humor. Schließlich räumte er auch mit vielen Gerüchten und Unwahrheiten über die Raumfahrt auf (z.B. die berühmte Teflonpfanne…) und gewährte dem Publikum sogar Einblick in die "Raumfahrtbürokratie" bzw. die Gehaltsabrechnung für einen Weltraumaufenthalt (kein Witz: am Ende seiner Mission erhielt der Astronaut einen NASA-Scheck über 34 Dollar…!).
Schließlich folgte noch eine ausgiebige Diskussion, bei der zahlreiche Fragen aus dem Publikum beantwortet wurden. Zum Abschluß waren die Gäste noch eingeladen, bei einem Gläschen Wein oder Bier mit dem Referenten anzustoßen, nachdem dieser das Faß angeschlagen hatte.
Ich nutzte diese Gelegenheit, um mir eine Karte signieren zu lassen…
Dabei konnte ich zum erstenmal persönlich einen Astronauten fragen, wie der Himmel im All wirklich aussieht:
"Herr Prof. Walter, in ihren freien Minuten da oben im All haben Sie doch sicherlich oft und gern zur schönen Erde hinuntergeschaut…"
Prof. Walter (mit leuchtenden Augen): "Ja, natürlich. Der Ausblick ist fantastisch."
Ich: "Als Hobbyastronom würde mich aber auch der Blick nach oben vom Raumschiff aus sehr interessieren. Konnten Sie auch Sterne am Himmel sehen, während Sie über der Tagseite der Erde flogen?"
Prof. Walter: "Nein, das war nicht möglich. Die Erde und Sonne blenden das Auge zu sehr als dass man am tiefschwarzen Himmel die Sterne sehen könnte."
Ich: "Nichtmal, wenn man die Sonne oder Erde abdecken würde…?"
Prof. Walter: "Nein, auch dann nicht. Aber über der Nachtseite kann man sehr viele Sterne sehen, mehr als auf der Erde. Der Himmel ist auch absolut schwarz…"
Ich bedankte mich zufrieden und machte mich dann auch auf den Heimweg.
Insgesamt war es ein sehr gelungener und heiterer Abend, bei dem man die Gelegenheit hatte, einen echten und überaus sympatischen Astronauten aus nächster Nähe zu erleben.
Viele Grüße ,
Peter
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Guest user
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
34 Dollar, MUAHAHA…Aber im Ernst, einmal richtige Schwerelosigkeit muss der Hammer sein. Und ich gehe stark davon aus, dass bis zu meinem Tode der Weltraumtourismus noch so weit in die Gänge kommt, dass ich dieses Gefühl selbst einmal erleben kann.
Christian
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Site director
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Schöner Bericht! Über die 34 Dollar kann man sich streiten. Ich denke mal, man wird schon allein durch den Flug, die Schwerelosigkeit, der Aussicht … entschädigt. Von daher würde ich jetzt mal sagen, ist 34 Dollar nicht so schlimm. Für so ein Ereignis Übrigens schön, dass du die Frage mit den Sternen gestellt hast.Gruß
Falko
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Etz´red i!
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Er hat alles ganz genau erklärt, es war sehr amüsant… Zum Beispiel muss man als Astronaut (ein "Angestellter im öffentlichen Dienst") vor der Mission bei der NASA einen richtigen Dienstreiseantrag stellen - alles hat seine Ordnung, wie im ganz normalen Alltag halt auch. Die Kilometer werden ordungsgemäß eingetragen, die Dauer etc…. Man konnte auch den Vertrag und den Scheck bei der Präsentation sehen.Grüße,
Peter
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Etz´red i!
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Christian hat gesagt
Aber im Ernst, einmal richtige Schwerelosigkeit muss der Hammer sein. Und ich gehe stark davon aus, dass bis zu meinem Tode der Weltraumtourismus noch so weit in die Gänge kommt, dass ich dieses Gefühl selbst einmal erleben kann.
Auch darüber wurde ausführlich bei der anschließenden Diskussion an den Vortrag gesprochen. Das Thema Weltraumtourismus ist ja längst nicht mehr ein Begriff aus der Science-Fiction. Es haben sich auch schon bereits elf Unternehmen in den USA zu einer "privaten Raumfahrtindustrie" zusammengeschlossen, die derartige Weltraumflüge planen und sich gewisse Sicherheitsstandards auferlegen will. Außerdem hat auch die amerikanische Luftfahrt-Aufsichtsbehörde bereits ein Reglement vorgeschlagen, das u.a. beinhaltet, dass Weltraumtouris vor ihrer Reise eine medizinische Untersuchung durchlaufen und vor möglichen Risiken aufgeklärt werden müssen. Einer dieser Unternehmen, "Virgin Galactic", möchte ab 2007 private Flüge ins All starten und es stehen bereits mehr als 18.000 Leute auf der Warteliste…
Es ist außerdem auch schon möglich, in Russland mit einer Antonov-Maschine mitzufliegen und dann für ca. 20 Sekunden die Schwerelosigkeit zu erleben. So ein Parabelflug ist auch wesentlich billiger.
Prof. Walter meinte, dass der Mensch in Wirklichkeit nicht nur 6, sondern sogar 8 Sinne hätte. Die zwei letzten Sinne, der Gleichgewichts- und Drehsinn, ist für uns auf der Erde so selbstverständlich, dass wir sie nicht wirklich bemerken. Aber im All, wenn man schwerelos ist, bekommt man es zu spüren, wenn man plötzlich keine Kontrolle mehr über Drehung und Gleichgewicht hat.
Außerdem spürt man den eigenen Körper nicht mehr, also zum Beispiel das Gefühl, das man auf der Erde hat, wenn die Füße auf dem Boden stehen, die Kleidung auf den Körper lastet usw.. Es wirken einfach keine Kräfte mehr auf den Körper ein, wie wir sie normalerweise immer gewohnt sind. Das ist der Unterschied zum Leben auf der Erde. Außerdem verteilen sich im All auch die körpereigenen Flüssigkeiten über den gesamten Körper. Besonders im Kopf nehmen sie zu, weshalb die Amis auch von "puffy face" und "chicken legs" sprechen…
Grüße ,
Peter
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Etz´red i!
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Übrigens, die 34 Dollar gabs nichtmal für den Flug, sondern für irgendein Essen, das Prof. Walter vor seinem Flug am KSC in Florida hätte einnehmen können, auf das er jedoch verzichtet hat. Für die Mission selbst gab es nichts, der Astronaut bekam ja kostenlosen Aufenthalt an Bord der Raumstation, Verpflegung und Unterkunft inklusive…Peter
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Guest user
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Der Ulrich Wlter ist ein netter Kerl, ich war auch schon zweimal auf Veranstaltungen von ihm.Er kommt übrigens aus der gleichen Stadt wie ich. :]
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Erdling
Re: AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Hallo zusammenich hab ihn mal in Bayreuth bei der Segelflug WM getroffen. Netter Kerl !!
Hab sogar noch die Unterschrift
Grüße
Rafael
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Erdling
AW: Astronaut Ulrich Walter in Ingolstadt
Um nochmal auf den Weltraumtourismuss zu kommen:Kann eigentlich jeder der die Sicherheitschecks bestanden hat eine Raumfahrt anbieten`???
Oder hat die NASA/ESA da schon ein Monopol drauf??
Außerdem denke ich das es zu unserer Lebzeit keine Urlaubsflüge ins All gibt.
F!REF0X RUL3Z
Der Computer ist die logische Weiterentwicklung des Menschen: Intelligenz ohne Moral. Zitat von John Osborne
Der Computer ist die logische Weiterentwicklung des Menschen: Intelligenz ohne Moral. Zitat von John Osborne
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